Draussen flirten die Amseln miteinander und die Spatzenmännchen zeigen ihren Auserwählten den frisch gebauten Nistplatz und überall sieht und hört man diese wunderbare Balz und das Gezwitscher. Vogelbrutzeit bedeutet häufig auch Festmahl für Katzen.

Ist die Katze deswegen tatsächlich gleich ein Vogelkiller? Rotten Katzen in Deutschland Vogelarten aus?

Vogelliebhaber “verteufeln” Katzen dafür, wenn  sie die flügge gewordenen Jungvögel fangen und verspeisen und Vogelkiller  ist hierbei noch das harmloseste Wort, das ich bisher für eine Katze auf Beutefang (oder für mich als Katzenhalter) gehört habe. Aber Katzen können gar nichts dafür. Sie sind Raubtiere und haben einen instinktiven und natürlichen Jagdtrieb, den man ihnen auch nicht abtrainieren kann. Nicht jede Jagd dient nur dem Nahrungserwerb, aber es ist nachgewiesen, dass die in der Stadt lebenden Hauskatzen, die gut versorgt werden, viel träger bei der Vogeljagd sind.

Leider wird Katzen häufig auch die Zerstörung von Singvogelgelegen angelastet. ABER: Katzen räubern keine Nester aus und schlagen auch keine Singvogeleier auf, um sie dann auszuschlürfen.

Das geht eher auf das Konto von Eichhörnchen, Mardern oder auch Elstern. Katzen holen sich eher die selten bestandsgefährdeten Beutetiere wie Mäuse, Amseln, Meisen und Spatzen. Auch kann da hin und wieder mal ein Frosch, eine Blindschleiche oder ein Kaninchen dabei sein, aber das sind eher die Ausnahmen und es stellt – auch nach Aussage des NABU (Naturschutzbund Deutschland) – keine Gefahr für den Bestand aller Arten dar.

Immer wieder ein Thema ist die Überpopulation von Katzen in Städten. In einer gesunden Katzenpopulation gibt es immer auch eine gesunde Vogelpopulation. Ist die Katzenpopulation allerdings zu hoch in einem Gebiet, leben weder die Katzen gesund (Stress, geschwächte Immunabwehr, Parasitenbefall) noch kann man von einer artenreichen Vogelpopulation sprechen. Deswegen sollte man sich nur Katzen anschaffen, wenn auch genügend Platz vorhanden ist. Damit ein ökologisches Gleichgewicht bestehen kann, ist die Kastration (oder auch Sterilisation) von Freigängerkatzen zum Wohle aller ein MUSS, denn Katzen können schnell und viel Nachwuchs bekommen. Das größte Problem für die Vogelwelt sind nämlich nicht die Haus- oder Wildkatzen, sondern die verwilderten Hauskatzen, die ihren gesamten Nahrungsbedarf aus der Natur greifen müssen, weil der Mensch sie irgendwann einfach ausgesetzt und sich selbst überlassen hat.

Halsbänder und Glöckchen

Viele Katzenhalter sind wegen der Anfeindungen durch Vogelliebhaber eingeschüchtert und verpassen ihrer Katze ein Halsband mit einem Glöckchen dran, damit die Vögel vorher gewarnt sind. Halsbänder aber bergen große Gefahren und man sollte Freigängerkatzen niemals ein Halsband (auch kein Flohhalsband) umlegen. Katzen springen, rennen, fallen auch einmal vom Baum, streifen durchs Gestrüpp und können mit diesen Halsbändern an Ästen und Sträuchern hängenbleiben, sich nicht mehr befreien und verhungern wenn sie nicht gefunden werden. Oder aber die Halsbänder vertüteln sich um ihre Schulter oder den Kopf, was zu schweren schmerzhaften Verletzungen führt – bis hin zum Tod durch Strangulieren.

Oft höre ich von Klienten, dass sie denken, dass Klickhalsbänder oder elastische Halsbänder ungefährlich sind und Katzen gerade im Frühjahr ein Halsband mit Glöckchen tragen müssen, aber das ist ein Irrtum. Weder sind diese Art von Halsbändern ungefährlicher noch sollte man der Katze ein Glöckchen umbinden. Die Katze hat damit ein permanentes Klingeln im Ohr, was einem Tinnitus bei uns Menschen gleichkommt, mit dem wir genervt zum Arzt gehen würden. Und den Vögeln bringt es auch nichts, denn nur die Altvögel werden dadurch gewarnt. Die Jungvögel werden dadurch eher aus ihren Verstecken gescheucht, was sie dann viel schneller zur Beute der Katze werden läßt.

Stabilen und gesicherten Lebensraum schaffen

Jetzt in der Brutzeit holen sich Katzen gern die Jungtiere, da sie leicht zu erbeuten sind. Und da kommt der Mensch ins Spiel und sollte vorbeugen. Da der Jagdtrieb der Katzen nun einmal angeboren ist, sollte man den Vögeln im eigenen Garten gesicherte Nistplätze und Versteckmöglichkeiten schaffen, an die so schnell keine Katze herankommen kann. Geeignet hierfür sind besonders heimische dichte Gehölze und Hecken. Nistkästen sollten katzensicher aufgehängt werden. Vogelhäuschen und Tränken platziert man am katzensichersten an sehr übersichtlichen Stellen, damit anschleichende Katzen von den Vögeln schon von weitem gesehen werden und die Flucht ergriffen werden kann.

Freigängerkatzen kann man nicht einsperren über einige Wochen. Aber natürlich können wir Kompromisse machen. Lassen Sie Ihre Katze nicht gerade in den frühen Morgenstunden oder in der Abenddämmerung unbeaufsichtigt raus. Da werden die kleinen “Flugkünstler” trainiert von ihren Eltern und lernen Würmer und Insekten fangen und haben Flugtraining. In dieser Zeit sollte die Tür oder die Katzenklappe einfach einmal geschlossen bleiben. Ab und zu mal “nur” aus dem Fenster zu schauen, schadet keiner Katze.

Die restliche Zeit können Sie dann im eigenen Garten ein Auge auf Ihr Raubtier haben und die Nachbarn sensibilisieren, damit sie immer mal mit auf die Katzen und Vögel schauen. Füttern Sie Ihre Katze vor dem Freigang, denn so mindern Sie die Motivation für die Jagd durch Hunger. Mit vollem Bauch ist die Katze eher träge und der Jagdtrieb nicht so hoch. Haben Sie Vogelnester im Territorium Ihrer Katze entdeckt, schützen Sie die Bäume und Hecken so, dass die Katze dort nicht heran kann.

In unserem Garten leben Vögel und Katzen wunderbar miteinander, weil alle ihren Raum haben zum Leben. Die Vögel werden über den Winter und in der Brutzeit mit Futter in einem gut platzierten Vogelhäuschen unterstützt, haben ihre Nester in unseren heimischen Hecken und unsere Katzen haben Freigang (in der Brutzeit dosiert).

Und wenn trotzdem mal ein Vögelchen unseren Katzen zum Opfer fällt, dann ist das schlimm, aber natürlich. Die Hühnchen aus den Katzenfutterdosen hatten sicherlich nicht so ein schönes freies Leben wie das Vögelchen im Garten. Die Katze ist kein Vogelkiller, sondern wir Menschen haben es in der Hand wie gesund die Katzen- und Vogelpopulation in unserem Gebiet ist, wenn wir Katzen in unseren Häusern beherbergen.

Und wenn der Nachbar meckert, statten Sie ihn mit einer Wasserspritzpistole aus, die er bei Bedarf auch gegen Ihre Katze verwenden darf. Das tut der Katze nicht weh und der Nachbar ist auch beruhigt. Es gibt nicht immer nur schwarz oder weiss und wenn man Kompromisse findet, kann man sich selbst, den Katzen, den Vögeln und auch dem vogelliebhabenden Nachbarn gerecht werden.

Katzen sind keine Vogelkiller

2 Kommentare zu „Katzen sind keine Vogelkiller

    • Juni 30, 2019 um 10:59 am Uhr
      Permalink

      Ja, genau…..die Erde und Natur kommen auch ohne uns Menschen ganz gut zurecht 😉

      Antworten

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